Darmphysiologie
- Die Darmflora als Teil der Darmbarriere
- Darmflora, gleichbedeutend mit Darm-Mikrobiom (Mikrobiota)
- Schleimschicht, auch Mukusschicht genannt
- Darmwandzellen
- Wichtige Begriffe
- Darmbakterien unter der Lupe
- Die Funktionen unserer Darmbakterien im Überblick
Die Darmflora als Teil der Darmbarriere
Die folgenden drei Schichten der Darmbarriere arbeiten gemeinsam daran, Krankheitserreger und Schadstoffe abzuwehren:
A Die äußere Schicht bildet die Darmflora mit zahlreichen Bakterien, die nicht nur abwehrstärkend agieren, sondern auch einen wichtigen Beitrag für die Nahrungsverwertung leisten.
B Unter der Darmflora liegt die schützende Schleimschicht (Mukusschicht), die wichtige Botenstoffe des Immunsystems enthält und Krankheitserreger daran hindert, in die innere Darmwand einzudringen.
C, D, E Die innere Schicht bildet die Darmschleimhaut mit abwehrenden Darmzellen, einem ausgeprägten Immunsystem und dem Blut- und Lymphsystem.
All diese Komponenten zusammen bilden die Darmbarriere, deren Einzelelemente betrachtet werden müssen, um Ursachen für darmassoziierte Beschwerden wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten anzugehen. Ist beispielsweise bereits die Mukusschicht beschädigt, genügt es nicht, nur die Zuführung fehlender Bakterien durch probiotische Produkte sicherzustellen. Im Gegenteil – dies kann sogar Entzündungsreaktionen hervorrufen. Eine verfeinerte Herangehensweise ist hier notwendig.
Darmflora gleichbedeutend mit Darm-Mikrobiom (Mikrobiota)
Die über 40 Billionen im Darm angesiedelten Bakterien bezeichnet man als Darmflora, Darmmikrobiom oder Mikrobiota. Sie unterstützen den Darm bei der Verdauungs- und Abwehrarbeit. Neben der Verwertung von Nahrungsbestandteilen verhindern sie, dass sich Krankheitserreger ausbreiten können. Allerdings reagieren sie empfindlich auf Antibiotika (die töten gute und schlechte Bakterien ab) oder Darminfektionen (Durchfallerreger).
Schleimschicht auch Mukusschicht genannt
Die zweite Schicht unter der Darmflora ist die Schleim- oder Mukusschicht, die Fremdstoffe abwehrt. Zudem enthält der Schleim abwehrende Stoffe zum Schutz vor Krankheitserregern.
Darmwandzellen
Unter der Mukus- oder Schleimschicht sitzen die Darmwandzellen, die neben dem darmassoziierten Immunsystem und dem Blut- und Lymphsystem Teil der Darmschleimhaut sind. Die Zellen selbst unterstützen die Abwehr von Krankheitserregern durch enge Verbindungen (Tight Junctions) im Zwischenraum, was das Eindringen von Krankheitserregern weiterhin erschwert.
Im Inneren der Darmwand befinden sich etwa 80 % der körpereigenen Immunzellen. Man spricht hier vom Darm-assoziierten Immunsystem.
Wichtige Begriffe
- Mikrobiom: Der Begriff Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die einen Menschen, ein Tier oder eine Pflanze besiedeln. Die entsprechenden Mikroorganismen – überwiegend Bakterien - besiedeln den Magen-Darmtrakt. Sie spielen aber auch auf diversen Schleimhäuten (Mund, Vaginalbereich) oder der Haut eine große Rolle. Die Bakterien stellen Stoffwechselprodukte wie Vitamine und kurzkettige Fettsäuren her, verdrängen Krankheitserreger, sorgen für ein gesundes Immun- und Nervensystem und vieles mehr.
- Darmflora: Der Begriff Darmflora umfasst alle Mikroorganismen, die den menschlichen Darm besiedeln und wird teils auch als Darmmikrobiom bezeichnet. Das Mikrobiom bezeichnet dagegen die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Körper besiedeln. Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms wird durch unsere Ernährung, den Umweltbedingungen, der Genetik und dem Gesundheitszustand beeinflusst. Eine gesunde Darmflora braucht für die vielfältigen Funktionen viele unterschiedliche Bakterienstämme. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen kann dazu beitragen. Gesundheit und Wohlbefinden beginnen im Darm!
- Leaky-Gut-Syndrom: Leaky-gut kommt aus dem Englischen und bedeutet durchlässiger Darm. Dann funktioniert die Barrierefunktion der Darmschleimhaut nicht mehr ausreichend, sodass Bakterien und Giftstoffe über den Darm in den Blutkreislauf gelangen und so Krankheiten und Entzündungen fördern können.
- Neurotransmitter: Das sind Botenstoffe die an das Gehirn gesandt werden, umgekehrt aber auch von Gehirn empfangen werden können.
- Darm-Hirn-Achse: Verbindung zwischen Darm und Gehirn; in beide Richtungen können Informationen durch bestimmte Botenstoffe an das jeweils andere Organ gesendet werden. So können beispielsweise vom Darm aus den Meldungen wie satt, glücklich, müde oder entspannt ans Gehirn gesendet werden.
Darmbakterien unter der Lupe
Die Darmbakterien besiedeln überwiegend den Dickdarm. Würde man sie wiegen, käme man auf 2 kg Gewicht. Bakterien haben im Zusammenspiel eine sehr unterschiedliche Funktion, die sich in einem Gleichgewicht befinden muss. Bakterien können – abhängig von Anzahl, der Umgebung und des Darmzustands – sowohl förderlich als auch schädlich sein.
Die bekannten Hauptvertreter der Darmbakterien sind:
- Bacteroides: Diese Bakterien spielen eine wichtige Rolle bei der Verdauung von komplexen Kohlenhydraten und Ballaststoffen.
- Laktobacillus: Diese Bakterien können Kohlenhydrate zu Milchsäure verstoffwechseln
- Bifidobacterium: Sie sind für ihre positiven Wirkungen auf die Gesundheit bekannt und tragen zur Fermentation von Ballaststoffen bei.
- Escherichia coli: Ein häufig vorkommendes Bakterium im Dickdarm, das normalerweise harmlos ist, aber bestimmte Stämme können auch Krankheiten verursachen.
- Enterococcus: Eine Gattung von Bakterien, die an der Fermentation von Nahrungsbestandteilen beteiligt ist.
- Ruminococcus: Diese Bakterien tragen zur Verdauung von Ballaststoffen bei und produzieren kurzkettige Fettsäuren, die für die Darmschleimhaut gesund sind.
Die Funktionen unserer Darmbakterien im Überblick
- Unterstützung der Verdauung, unter anderem durch Förderung der Darmbewegung
- Entzündungshemmung
- Produktion von Vitaminen
- Stärkung des im Darm ansässigen Immunsystems
- Stärkung der Darmbarriere
- Bildung von kurzkettigen Fettsäuren wie Essigsäure, Buttersäure oder Propionsäure, die die Darmschleimhaut unterstützen
- Kommunikation mit dem Gehirn über Botenstoffe (Darm-Hirn-Achse)
- Förderung der Bildung von Glückshormonen (Serotonin) und dadurch stimmungsaufhellende Effekte, Beeinflussung von Emotionen
- Förderung oder Hemmung der Wirksamkeit von Medikamenten
Was bei mangelnder Darmgesundheit passiert?